Puzzlestücke

Wie sich manchmal im Rückblick auf ein Leben viele Geschehnisse und kleine Episoden wie Mosaiksteinchen oder die letzten Puzzlesteine in ein großes Bild einfügen….
Warum interessiere ich mich eigentlich für Fragen, die das Sterben und den Tod betreffen und habe diese Fragen zu „meinem“ Thema gemacht?
Nun, es haben sich in meinem Leben „einfach“ gewisse Dinge ereignet, oder sind über Umwege zu mir gekommen, die dann mit der Erforschung von Themen rund um das Sterben und den Tod zu tun hatten. Heute würde ich behaupten, dass das kein Zufall war.
 
Als Studentin der Angewandten Sprachwissenschaften (Übersetzen und Dolmetschen) z.B. musste ich eine Diplom-Arbeit schreiben und mit meinem ersten Diplomthema über Chomsky zur Transformationsgrammatik tat ich mich sehr schwer – viel zu viel Mathematik und Formalismus. Ich musste umsatteln. Letztendlich – nach einem Jahr des Hin- und Hers – schrieb ich eine Übersetzungskritik über ein populärwissenschaftliches Sachbuch mit dem Titel „Leben nach dem Tod“ von Dr. Raymond Moody, erstmals auf Deutsch erschienen im Jahr 1977 im Rowohlt Verlag.
 
Es geht darin um eine Schilderung von Phänomenen, die auffällig ähnlich von vielen Menschen, die ein Nahtoderlebnis erlebt hatten, beschrieben wurden. Gewisse Elemente wiederholen sich, wie z.B. das Licht am Ende eines Tunnels oder das Abspielen von Sequenzen des eigenen Lebens vor dem inneren Auge oder auch der Empfang von vertrauten Personen, die man im Leben kannte.
 
Während dieser Diplomarbeitszeit habe ich erstens wirkliches Studieren, wissenschaftliches Arbeiten gelernt und dabei soviel Spaß gehabt wie in all den Jahren zuvor an der Uni nicht. Zweitens war ich voll in meinem Element und 100% motiviert, nahm Kontakt mit dem Lektor des Rowohlt Verlages auf, der „zufällig“ nur einige Kilometer entfernt von meinem Elternhaus lag. Der Lektor war ganz angetan von meinen konstruktiven Verbesserungsvorschlägen für die Übersetzung und bot mir sogar in der Folge an, für eines der weiteren Bücher von Dr. Raymond Moody die Einleitung zu übersetzen. Meine Professorin liess mir freie Hand bei der Diplomarbeit und ich war natürlich überglücklich, als sie mit der Bestnote bewertet wurde. Hier zeigt sich wieder einmal, dass, wenn man etwas mit Begeisterung und Herzblut macht, es zwangsläufig zum Erfolg führt.
 
Damals kam ich also zum ersten Mal in Kontakt mit der Möglichkeit, dass es zwischen Himmel und Erde noch „mehr“ gibt und ein Teil von uns nach dem Tod weiterlebt. Ich begann die Bücher von der ersten Thanatologin, also der Sterbeforscherin und Ärztin Frau Dr. Elisabeth Kübler-Ross, zu lesen. Sie befasste sich im klinischen Alltag mit den Sterbenden, mit Trauer, Trauerarbeit und Nahtoderfahrungen und fasste ihre Erkenntnisse u.a. in einem weltweit bekannt gewordenen Fünf Phasen-Modell des Sterbens zusammen. Dieses möchte ich euch zum Schluss hier einmal aufzählen, das auch heute noch als Basis (vielleicht in modifizierter Form) in der Sterbebegleitung dient.
 
2.1 Nicht-wahrhaben-Wollen (Leugnen) und Isolierung
(englisch Denial)
2.2 Zorn (englisch Anger)
2.3 Verhandeln (englisch Bargaining)
2.4 Depression und Leid (englisch Depression and Grief)
2.5 Annahme (englisch Acceptance)
 
Das war also mein erstes Puzzlestück im großen Bild „meines Themas“, dem Sinn des Lebens und dem Sinn des Todes.
Vielleicht schreibe ich ja noch über weitere Puzzlesteine? Seid ihr interessiert?